Allgemeine Medizin

Flexible Krebszellen sind gefährlicher

Lebermetastasen reduzieren die Überlebensrate beim Pankreas-Karzinom auf ein Minimum. Forscher haben nun herausgefunden, wann die Tumorzellen in dieses Organ wandern und wann in die Lunge.

20.11.2018
Wandlungsfähige Krebszellen sind riskanter.  Foto: AdobeStock / Talaj Wandlungsfähige Krebszellen sind riskanter. Foto: AdobeStock / Talaj

Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den tödlichsten Tumorarten. Betroffene versterben meist innerhalb kürzester Zeit. Das liegt auch daran, dass der Tumor schnell Metastasen in der Leber oder der Lunge bildet. Patienten, bei denen diese Metastasen ausschließlich in der Lunge sitzen, haben jedoch bessere Aussichten auf Heilung.
Welches Organ am Ende befallen wird, hängt auch davon ab, wie groß die Fähigkeit der Krebszellen ist, ihr Erscheinungsbild zu verändern. Das fand ein Forschungsteam der Technischen Universität München (TUM) heraus. Je wandelbarer die Tumorzellen sind, desto gefährlicher sind sie.

Fatale Fortpflanzung

Krebszellen, die sich wie andere Zellen auch weiterentwickeln wollen, müssen zunächst aus ihrem eigenen Zellverband heraustreten und sich in anderen Zellen ausbreiten. Dafür müssen sie sich jedoch verändern wie ein Chamäleon. Form, Eigenschaften und Stoffwechsel passen sich so an, dass sie ihren Weg durch den Körper leichter antreten und andernorts Metastasen bilden können. So werden sie schmal und länglich, um eine Brücke zu angrenzenden Blutgefäßen zu schlagen. Von dort aus treten sie ihre verhängnisvolle Reise über das Blut in andere Organe an. Aber auch hier bedarf es einer erneuten Veränderung, um an die neuen Zellen andocken zu können.

Leber oder Lunge?

Die Forscher fanden jedoch heraus, dass nicht alle Krebszellen diese Wandlungsfähigkeit, die sogenannte Plastizität, besitzen. „Wir konnten zeigen, dass vor allem das Befallen der Leber von der Plastizität der Tumorzelle abhängt. Kann die Zelle keine Zell-Zell-Kontakte ausbilden, wird sie mit dem Blutstrom passiv weiter in die Lunge gespült, wo sie hängenbleibt“, erklärt Dr. Maximilian Reichert von der TUM, und ergänzt: „Für Patienten ist dieser Verlauf günstiger, da Lungentumore besser kontrollierbar sind.“
Der für die Wandelbarkeit einer Tumorzelle entscheidende molekulare „Kleber“ ist das das Protein E-Cadherin. Fehlt es, streuen die Tumorzellen aus dem Bauchspeicheldrüsenkrebs nur in die Lunge, nicht aber in die Leber. Ist das Protein vorhanden und funktionsfähig, können die Tumorzellen auch in die Leber eindringen. (red)