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Gut sehen in der Dämmerung

Nachts sind nicht nur alle Katzen grau, sondern auch die Straßen. Vor allem Menschen mit Augenerkrankungen haben dann große Probleme, scharf zu sehen. Doch es gibt Rat.

08.11.2016

Altersbedingte Makuladegeneration, Grüner Star und die Alzheimer Erkrankung führen zu Einbußen bei der visuellen Wahrnehmung. Gestörte Reaktionsfähigkeit, falsche Einschätzung von Geschwindigkeiten, blinde Flecken im Gesichtsfeld sowie verminderte Sehschärfe bei Tag und in der Dämmerung sind häufige Folgen. Autofahren kann dann zur Gefahr werden.

Augenkrankheiten trüben Sichtfeld und Wahrnehmung


Bei der Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) lässt die Sehschärfe am Tag nach. Dazu ist das Sehvermögen in der Dämmerung und bei Nacht beeinträchtigt. „Das kann dazu führen, dass der Fahrer Geschwindigkeiten von anderen Verkehrsteilnehmern falsch einschätzt oder dritte Personen vollständig übersieht“, warnte Professor Dr. med. Karl Ulrich Bartz-Schmidt, Kongress-Präsident der DOG auf der Vorabpressekonferenz zum 113. DOG-Kongress in Berlin. Beim Grünen Star, dem Glaukom, zeigen sich darüber hinaus auch Defekte im Gesichtsfeld. Es entstehen Wahrnehmungslücken, die den Betroffenen selbst oft gar nicht bewusst sind, weil das Gehirn diese blinden Flecken automatisch mit Informationen aus dem Umfeld auffüllt. „Das kann zur Folge haben, dass Fahrzeuge, Fußgänger oder Radfahrer komplett übersehen werden“, ergänzt Professor Dr. rer. nat. Dr. med. Bernhard Lachenmayr, Vorsitzender der DOG-Verkehrskommission. Studien belegen: Ist das Sehvermögen bei Dämmerung herabgesetzt, steigt das Risiko für Dunkelheitsunfälle. „Fahrer mit herabgesetzter Tagessehschärfe wiederum sind häufiger in Überholunfälle verwickelt, die leider oft tödlich enden“, betont der Augenspezialist.

Vorsichtsmaßnahmen statt Fahrverbot

Um diese Gefahren zu reduzieren, sollten Betroffene und Angehörige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. „Oftmals hilft es, nur noch tagsüber in bekanntem Umfeld zu fahren und auf Überholmanöver zu verzichten“, berichtet Lachenmayr. Auch der Tipp, Brille und Windschutzinnenscheibe regelmäßig zu reinigen sowie auf getönte Frontscheiben zu verzichten, ist sinnvoll. Denn zusammen mit ungünstigen Wetterverhältnissen können all diese Faktoren den Lichteinfall ins Auge um mehr als 20 Prozent verringern. „Besonders hilfreich für die Betroffenen ist es, auch bei Tag mit Scheinwerferlicht zu fahren, am besten mit einem echten Tagfahrlicht“, so der Facharzt. Dadurch wird der Fahrer besser von anderen Verkehrsteilnehmern und Fußgängern wahrgenommen, was deren Sicherheit erhöht. Zusätzliche elektronische Hilfen wie Nachtsichtgeräte können den Fahrer dagegen schnell überfordern, der ohnehin an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit operiert. Verschlimmert sich die Kondition des Fahrers weiter und ist Gefahr in Verzug, muss der behandelnde Arzt ein Fahrverbot aussprechen. (red)