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Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko

13.12.2018
Foto: St. Josefs-Hospital Wiesbaden

Prof. Dr. med. Joachim Ehrlich
Chefarzt Medizinische Klinik I / Kardiologie
St. Josefs-Hospital Wiesbaden



Allein in Deutschland haben nach Expertenangaben 1,8 Millionen Menschen Vorhofflimmern und jedes Jahr kommen Tausende dazu. In den 90er Jahren glaubte man, diese häufige Rhythmusstörung sei ein „Schönheitsfehler des EKG“. Heute weiß man: Vorhofflimmern ist eine ernstzunehmende Herzrhythmusstörung, die unbemerkt und unbehandelt lebensbedrohlich für Herz und Gehirn werden kann, bis hin zu Herzschwäche und Schlaganfall. Etwa 15 Prozent aller Schlaganfälle sind auf Vorhofflimmern zurückzuführen.
Das Schlaganfallrisiko hängt vom Alter und den Begleiterkrankungen ab. Aufgrund des unregelmäßigen Herzschlags ist das Schlaganfallrisiko erhöht, da sich im Herzen Blutgerinnsel bilden können. Werden diese ausgeschwemmt und gelangen mit dem Blutstrom in den Kopf, verstopfen sie ein Hirngefäß.
Eine gerinnungshemmende Therapie kann dieses Risiko um rund 70 Prozent verringern. Wichtig ist dabei die zuverlässige Einnahme der gerinnungshemmenden Medikamente. Darüber hinaus sollten alle Risikofaktoren, die zu einem Schlaganfall führen können, wie hoher Blutdruck, Diabetes, Bewegungsmangel, Übergewicht und Rauchen, angegangen werden.
Grundlage der Vorbeugung gegen den Schlaganfall ist ein Lebensstil mit regelmäßiger körperlicher Ausdaueraktivität und gesunder Ernährung. Bei einem Vorhofflimmeranfall können ausgeprägte Beschwerden auftreten, die die Patienten sehr beunruhigen und die Lebensqualität stark mindern. Dazu gehören Herzstolpern, Herzrasen, Angst, Luftnot, Schwäche, Schwindelattacken, Brustschmerzen oder kurzzeitige Bewusstlosigkeit.
Ursächlich für das Vorhofflimmern ist meist eine elektrische Kurzschlussreaktion in den Lungenvenen, die sowohl bei sonst herzgesunden als auch bei herzkranken Menschen auftreten kann.
Bei ineffektiver medikamentöser Behandlung des Vorhofflimmerns besteht heute die Möglichkeit einer Katheterbehandlung, der sogenannten Pulmonalvenenisolation (= elektrische Isolierung der Lungenvenen). Hierbei wird Herzgewebe am Übergang zu den Lungenvenen verschorft. Eine vielversprechende Behandlungsmethode, um das Vorhofflimmern dauerhaft zu behandeln.