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Spinalkanalstenose: Schmerzen und Bewegungseinschränkungen müssen nicht sein

02.04.2018
Foto: Reinhard Berg

Dr. med. Philipp Hartung
Leitender Arzt
Wirbelsäulenzentrum
St. Josefs-Hospital
Wiesbaden



Unsere Wirbelsäule ist ein Meisterwerk in Sachen Statik und Bewegung. 24 frei bewegliche Wirbelkörper mit den zugehörigen Bandscheiben, kleinen Gelenken, Bändern und Muskeln sorgen für Stabilität und viel Beweglichkeit. Diese vielfältigen Bausteine umhüllen und schützen das Rückenmark, unser empfindliches Kommunikations- und Steuerungssystem zwischen Gehirn und dem Rest unseres Körpers. Der Kanal, durch den Rückenmark und Nerven laufen, ist vergleichbar mit einem Kabelkanal am Schreibtisch: Ist der Raum zu eng, werden die Leitungen gedrückt, beschädigt und die angeschlossenen Geräte funktionieren nicht mehr.
Meist kommt es im höheren Lebensalter zu diesem Krankheitsbild. Der Verlauf ist schleichend. Die Beschwerden treten vor allem bei längeren Wanderungen und Spaziergängen auf. Krankengymnastik und Anwendungen helfen vorübergehend, irgendwann aber gar nicht mehr. Typisch ist auch, dass die Schmerzen unter Belastung in die Beine ausstrahlen und sich beim Gehen weiter verstärken. Die Beine fühlen sich dann müde und schwer an. Hier muss immer auch eine Durchblutungsstörung ausgeschlossen werden.
Treten Lähmungserscheinungen und Empfindungsstörungen in einem oder beiden Beinen auf, sind sie Zeichen einer hochgradigen Einengung. Im schlimmsten Fall können sich die Betroffenen dann kaum noch bewegen. Am häufigsten findet sich eine Spinalkanalstenose im Bereich der Lendenwirbelsäule.
Bei moderaten Symptomen kann eine konservative Behandlung ausreichend sein und die Beschwerden lindern. Am erfolgreichsten ist dabei ein multimodales Behandlungskonzept.
Wenn die Wegstrecke immer kürzer wird, nur noch Spaziergänge von kaum mehr als 100 Metern möglich sind oder schon die kurze Wartezeit an der Kasse eine Qual ist, dann sollten die Betroffenen sich operieren lassen.
Ziel der Operation ist, den verengten Spinalkanal zu erweitern. Das geschieht unter anderem durch Entfernung von Knochenvorsprüngen, übermäßig verdickten Bändern oder von Zysten. Eine Fixierung und gegebenenfalls Versteifung von Wirbelabschnitten ist in den meisten Fällen nicht notwendig.
Allerdings ist die Operation ein anspruchsvoller Eingriff, der nur in speziellen Zentren und von erfahrenen Operateuren vorgenommen werden sollte. Denn bei jedem Eingriff kann es auch in der Heilungsphase zu Komplikationen kommen. Eine OP sollte deshalb immer sorgfältig geplant und die nötige Nachbehandlung zuvor mit dem Patienten besprochen werden. Auch um die Risiken während und nach einer Operation so gering wie möglich zu halten, ist neben einer sehr guten OP-Technik viel Erfahrung nötig. Diese Erfahrung des Operateurs ist ein wesentliches Kriterium für den Operationserfolg. Sie verkürzt die OP-Dauer und senkt das Operationsrisiko. Auch das OP-Team kann dadurch mit unerwarteten Komplikationen besser umgehen.