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Krebs und Psyche – eine komplizierte Beziehung

19.04.2019
Foto: Vitos Eltville

Dr. Throsten Bracher
Facharzt für Psychosomatische Medizin,
Psychiatrie und Psychotherapie
zukünftiger Klinikdirektor der
Vitos Klinik für Psychosomatik
Eltville



Die Frage, ob psychische Faktoren wie Depression, Stress oder Trauma mitverantwortlich sind für die Entstehung einer Krebserkrankung, beschäftigt viele Menschen. Wissenschaftliche Untersuchungen konnten diese Vermutung aber nicht bestätigen. Allenfalls können eine lang andauernde deprimierte Stimmung oder Ängste indirekt auf das Krebsrisiko einwirken. Denn depressive, traumatisierte oder ängstliche Menschen neigen eher dazu, sich beispielsweise ungesünder zu ernähren oder mehr Alkohol oder Nikotin zu konsumieren. Dies sind Aspekte, die eine Krebsentstehung begünstigen, nicht jedoch die psychischen Faktoren an sich.
In den letzten Jahren haben psychosoziale Aspekte in den Behandlungsangeboten für Krebspatienten mehr Berücksichtigung gefunden und werden unter dem Begriff „Psychoonkologie“ zusammengefasst. Auch wenn sich bisher kein sicherer Nachweis führen ließ, dass Psychotherapie zu erhöhten Heilungschancen der Krebserkrankung führt, ist bewiesen, dass die Lebensqualität von psychotherapeutisch betreuten Krebspatienten höher ist und sie die häufig sehr belastenden medizinischen Behandlungen oft besser bewältigen.
Inzwischen kann die Wissenschaft Beziehungen zwischen Psyche und Immunsystem belegen, was den Einfluss seelischer Faktoren auf den Verlauf von Tumorerkrankungen vorstellbar macht. Allerdings sind die Vorgänge sehr komplex und noch lange nicht abschließend erforscht.