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Burnout-Therapie: ausreichend Schlaf!

15.05.2018
Foto: DKD HELIOS Klinik Wiesbaden

Dipl.-Psych. Markus B. Specht
Leiter des Zentrums für
interdisziplinäre Schlafmedizin
DKD Helios Klinik Wiesbaden



Die Zahl der Burnout-Fälle nimmt in Deutschland stetig zu. Vor allem Frauen sind fast doppelt so häufig betroffen wie Männer. Bei der Diagnosestellung müssen allerdings immer auch die berufliche Tätigkeit und die Anforderungen, die an die Betroffenen gestellt werden, berücksichtigt werden. Gerade bei Frauen wird jedoch zu oft übersehen, dass deren Aufgaben sich nicht nur auf die berufliche Tätigkeit beschränken, sondern auch die Erledigung des Haushalts, die Kindererziehung oder das Pflegen von erkrankten Eltern umfassen. Frauen sind deshalb oft einer tatsächlichen Mehrfachbelastung ausgesetzt. Dies kann dann allein durch die Vielzahl der an sie gestellten Anforderungen dazu führen, dass die Betroffenen sich die fehlende Zeit beim Schlaf holen. Doch dieser Zeitgewinn ist sehr oft trügerisch und kann sprichwörtlich nach hinten losgehen.
Denn bei einem Burnout wird das Thema Schlaf leider oft außer Acht gelassen. Dabei ist inzwischen belegt, dass zu wenig Schlaf den Hauptrisikofaktor für die Entstehung und Aufrechterhaltung eines Burnouts darstellt. Ebenso zeigt sich eine Wechselwirkung zwischen den Auswirkungen von zu wenig Schlaf, wie z. B. Übermüdung, Konzentrationsprobleme und Gereiztheit, sowie einem dadurch hervorgerufenen, weiteren Eskalieren des Burnouts aufgrund eines zunehmenden Aktionismus. Das führt wiederum zu einer weiteren Reduktion der Schlafmenge. Ein Teufelskreis, der bei Burnout-Patienten von einer Verdrängung von Konflikten, über sozialen Rückzug, innere Leere bis hin zu einer Depression führen kann.
Im Rahmen der Diagnostik und der Ursachenforschung eines Burnouts muss der Schlaf also einen ganz besonderen Stellenwert einnehmen. Vor allem eine einfache Frage sollten die Betroffenen beantworten: „Bekomme ich derzeit genug Schlaf?“. Die Antwort darauf muss dabei immer in Bezug zur Schlafdauer gesetzt werden, die vor dem Beginn der Problematik beim Betroffenen üblich war. Ebenfalls wichtig bei der Abklärung eines Burnouts: Das Erscheinungsbild eines Burnouts kann sich aus über 120 Symptomen zusammensetzen. Es ist also zwingend erforderlich, eine solche Abklärung bei einem entsprechenden Spezialisten durchführen zu lassen.
Ein Burnout – oder allein schon der Verdacht darauf – sollte immer ernst genommen werden, da bei einem weiteren Voranschreiten der Überlastung die Entstehung einer Depression sehr wahrscheinlich ist.
Wichtig ist also, sich hin und wieder selbst ehrlich zu hinterfragen, ob die aktuelle Schlafmenge ausreicht, um den Alltag zu bewältigen. Zudem sollten auch nahestehende Personen dazu befragt werden, denn für ein Burnout charakteristisch ist auch der Hang, auftretende Probleme herabzuspielen oder gar zu leugnen.