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Bei Kreuzbandriss: Krafttraining oder OP?

Die Kreuzbänder geben dem Kniegelenk Halt. Wenn eines oder mehrere reißen, droht Gangunsicherheit. Doch muss man deshalb gleich unters Messer?

07.09.2018

Wer schon mal einen Kreuzbandriss hatte, vergisst diesen Moment wohl nie wieder: Geschwollene Beine, starke Schmerzen, ein knackendes Geräusch und plötzlich nachgebende Gelenke. Sportmediziner und Neurochirurg Dr. Michael Eichler, Leiter des Wirbelsäulenzentrums Fulda/Main/Kinzig, kennt die Tücken der Verletzung. „Kreuzbänder wachsen leider nicht von allein zusammen“, erklärt er. Betroffene haben daher nur die Möglichkeit, entweder durch viel Krafttraining die Instabilität des Gelenks auszugleichen oder sich einer Operation zu unterziehen.

Häufige Sportverletzung

Für Stabilität zwischen Ober- und Unterschenkel sorgen vor allem das vordere und das hintere Kreuzband. Reißt eines der beiden, führt das neben starken Schmerzen und Schwellungen zu einer Gangunsicherheit bis hin zu einem Gefühl, dass sich das Kniegelenk verschiebt. Vordere Kreuzbänder reißen häufiger und ohne Fremdeinwirkungen. Zu den Ursachen gehören übermäßiges Strecken oder Beugen, insbesondere bei Ballsportarten oder auf der Piste beim Skifahren. „Dreht sich bei einer Talfahrt mit Skiern beispielsweise der Unterschenkel nach außen, während die Schwerkraft den Oberschenkel nach unten zieht, kommt es zu einer Überstrapazierung des vorderen Kreuzbands und es reißt“, erklärt Dr. Eichler. Beim Ballsport sorgen schnelle Abbremsungen mit dem Bein am häufigsten für diese Art von Verletzung.

Soforthilfe und Therapie

Kurz nach einem Kreuzbandriss sollte man das Bein hochlagern und kühlen. Zusätzlich helfen Druckverbände und Schmerzmedikamente. In einem zweiten Schritt dienen ausgiebige Physiotherapie und Krafttraining dazu, die Schwellungen zu lindern und die Oberschenkelmuskulatur aufzubauen.
„Während bei Rissen am hinteren Kreuzband in vielen Fällen konservative Maßnahmen (wie Krafttraining) ausreichen, empfiehlt sich bei einer Verletzung am vorderen Kreuzband besonders bei jüngeren Profisportlern eine Operation“, erklärt der Orthopäde. Zu den geeignetsten Behandlungsmethoden zählt das Kreuzbandersatzplastikverfahren: Sobald sich der Patient in Narkose befindet, entnehmen Ärzte über einen zwei Zentimeter langen Schnitt zunächst an der Schienbeinvorderseite Sehnenmaterial. Daraus präparieren sie eine Art Kreuzbandersatz und befestigen diesen zwischen Ober- und Unterschenkelknochen. Nach sechs bis zwölf Wochen ist die Plastik mithilfe von Training und einer stabilisierenden Schiene in der Regel vollständig eingeheilt und verfügt über eine ähnlich starke Belastbarkeit wie ein gesundes Kreuzband. (red)